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Einblicke

Maja Beck Popovic: Abschied einer Grande Dame der Kinderkrebsforschung

Eine grosse und lange Karriere, vollständig jungen Patientinnen und Patienten mit Krebs und der Kinderkrebsforschung gewidmet, ging im Juli 2024 offiziell zu Ende. Die SPOG verabschiedete Professorin Maja Beck Popovic am Scientific Meeting.

Wie monumental sich die Behandlungen von Kinderkrebs während der Schaffenszeit von Maja Beck Popovic verändert haben, zeigt sich exemplarisch am Retinoblastom, einem Tumor, der von der Netzhaut des Auges bei Säuglingen und Kleinkindern ausgeht. Maja Beck Popovic ist darauf spezialisiert. Früher mussten die Ärztinnen und Ärzte das ganze Auge entfernen (Enukleation). Heute retten sie in den meisten Fällen das Leben und bewahren das Augenlicht.

 

Erfolgsgeschichte beim Kinderkrebs an der Netzhaut

Die Entwicklung bei der Behandlung von Kleinkindern mit Retinoblastomen verlief von Enukleation und Bestrahlung hin zu immer präziseren Therapien wie Kryotherapie (Kältetherapie), Thermotherapie (Wärmetherapie) und Laser. Der grosse Fortschritt kam in den Neunzigerjahren: Den multidisziplinären Behandlungsteams von Kinderonkologinnen, Augenärzten und Neuroradiologinnen gelang es, eine Chemotherapie zuerst in die Augenarterie (intraarteriell) und später direkt in den Glaskörper des Auges (intravitreal) zu verabreichen.

Seit 16 Jahren kam es am Universitätsspital Lausanne CHUV, wo Maja Beck Popovic während 38 Jahren wirkte, zu keiner Bestrahlung mehr. Heute überleben 95 Prozent der Kinder die sehr seltene Erkrankung, und die Entfernungen des gesamten Auges gingen stark zurück. Das CHUV ist ein internationales Referenzzentrum für die Behandlung von Retinoblastomen geworden.

Retinoblastom: Heute überleben 95 Prozent der Kinder die sehr seltene Erkrankung, und die Entfernungen des gesamten Auges gingen stark zurück.

Mitten in dieser Entwicklung: Maja Beck Popovic, in Belgrad geboren und in Bern aufgewachsen, Mutter einer erwachsenen Tochter. Die Kinderonkologin ist sechssprachig, studierte in Bern Medizin und verschrieb sich jung der Pädiatrie. Ihre Spezialisierung in Kinderhämatologie-Onkologie erwarb sie sich in Lausanne und Paris. Seit 2010 war Maja Beck Popovic Chefärztin der Kinderonkologie am CHUV.

 

Internationales Renommee

Neben dem Retinoblastom ist Maja Beck Popovic auch eine Spezialistin für das Neuroblastom, eine Krebserkrankung des Kleinkindes, die vom sympathischen Nervensystem ausgeht und bei der sich Tumoren vor allem im Bauchraum und entlang der Wirbelsäule ansiedeln. Auch hier erwarb sie sich internationales Renommee und war etwa die Präsidentin des europäischen Forschungsnetzwerks SIOPEN (Neuroblastoma Research Network).

Am Abschiedssymposium im CHUV Anfang Mai liess Maja Beck Popovic ihr Berufsleben Revue passieren. Sie betonte, dass sich in den fast 40 Jahren am CHUV auch die onkologische Kinderkrankenpflege enorm weiterentwickelt hat. Zudem entstanden beispielsweise die heute selbstverständlichen multidisziplinären Tumorboards. Wichtige Themen waren Maja Beck Popovic zudem die Langzeitnachsorge oder die Erhaltung der Fruchtbarkeit unter der Krebstherapie.

 

In enger Zusammenarbeit mit Elternvereinigungen

Maja Beck Popovic lag auch die Arbeit mit den Elternvereinigungen besonders am Herzen. Es sei ein Netzwerk zwischen den Vereinigungen und der klinischen Forschung entstanden, für das sie sehr dankbar sei. Die Patientenorganisationen zu Kinderkrebs lieferten eine ergänzende Arbeit, ohne die es für Maja Beck Popovic heute nicht mehr ginge.

«Die Elternvereinigungen liefern eine ergänzende Arbeit, ohne die es heute nicht mehr ginge.»

Maja Beck Popovic
Kinderonkologin

Ehemalige Patientinnen und Patienten loben ihre «Sanftmut und Aufrichtigkeit». Beim Abschiedssymposium vorgelesene Patientenbriefe lassen erahnen, welche wichtige Rolle sie im Leben von Betroffenen und ihren Familien in deren äusserst schweren Zeiten gespielt haben muss. Dies bedeutete auch, dass sie in ihrer eigenen Familie manche Verabredung absagen musste.

In Maja Beck Popovics Ärztinnenleben gab es neben den Erfolgen auch Misserfolge und Schicksalsschläge. Sie verschweigt nicht, dass diese schwierig zu verkraften waren. Sie machte jedoch mit grossem Einsatz weiter – und hat ausserordentlich viel erreicht.

Wissenschaftliches und berufspolitisches Engagement für die SPOG
Maja Beck Popovic engagierte sich über viele Jahre für die SPOG: Sie war lange Vorstandsmitglied der SPOG und verantwortete einige Jahre das wissenschaftliche Programm des jährlichen Scientific Meetings. Auch betreute sie verschiedene SPOG-Studien als medizinisch-wissenschaftliche Studienleiterin (National Study Chair). Bis Ende 2023 leitete sie die Arbeitsgruppe für Protokolle der SPOG, das heisst sie evaluierte mit ihrer Gruppe die Vorschläge für neu zu eröffnende Studien und sprach Empfehlungen zuhanden der SPOG-Mitgliederversammlung (vormals Forschungsrat) aus. Zudem vertrat sie die SPOG in den Jahren 2019–2024 in der Begleitgruppe für Kinderonkologie zur Interkantonalen Vereinbarung über die hochspezialisierte Medizin.
Katrin Scheinemann, Präsidentin der SPOG, sprach Maja Beck Popovic am Dinner des Scientific Meetings ihren herzlichen Dank aus für ihr enormes Engagement.
Veröffentlicht 22.10.2024
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Brigitte Casanova
Brigitte Casanova

Brigitte Casanova begleitet Kommunikationsprojekte der SPOG, als Germanistin ergänzt sie das naturwissenschaftlich ausgerichtete Team des Koordinationszentrums.

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